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24. Juni 2022

Finde dein Warum. Warum eigentlich?

Warum Sinnfragen nicht immer den gewünschten Erfolg bringen. 
 

Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer."  Antoine de Saint-Exupéry

Glauben Sie daran, dass die Sehnsucht die Männer befähigen wird, ein hochseetaugliches Schiff zu bauen? Oder würden Sie es eher vorziehen, mit einem klugen Bauplan, einer handwerklichen Anleitung und gutem Material das Schiff zu bauen? Ich habe noch niemanden entdeckt, den die Sehnsucht nach einer Fernreise dazu ertüchtigt hätte ein Flugzeug zu bauen. Ganz so befähigend scheinen also Sehnsucht, Sinn und Warum dann doch nicht zu sein, oder?



Fragt nicht nach dem Warum:
"Es ist was es ist, sagt die Liebe"
Erich Fried

 

Wir suchen nach einer Erklärung, nach Sinn, weil wir mit Widersprüchen schlecht umgehen können. Unser Bedürfnis nach Konsistenz soll bedient werden, alles soll einen Grund haben. Der Mediziner Aaron Antonovsky hat sich mit der Sinnfrage intensiv beschäftigt und daraus ein Prinzip abgeleitet, dass auf drei Eckpfeilern ruht:

  1. Wir möchten die Dinge um uns herum verstehen
  2. Wir möchten sie handhaben können, wirksam sein
  3. Wir möchten einen Sinn in den Dingen erkennen.


Daraus entsteht Kohärenz, eine Art Lebensorientierung, die uns handlungsfähig werden lässt, auch in schwierigen Situationen. Soweit, so gut. Aber nicht alles hat einen triftigen Grund. Der Neurowissenschaftler Henning Beck hat das in einem Zeitungsartikel auf den Punkt gebracht: "Natürlich passiert nichts ohne Grund - aber durchaus ohne Sinn und Zweck. Die Sonne scheint schließlich nicht auf die Erde, damit diese sich erwärmt." Manche Erklärungsversuche verkommen dadurch zum "Un-Sinn" , werfen Ursache, Zweck und Sinn in einen Topf.
 




Wenn wir uns gelegentlich die Frage stellen, warum wir Dinge tun (oder sie durch unsere Kinder gestellt bekommen!), dann stoßen wir durchaus schnell an die Grenzen der Sinnhaftigkeit: Weil wir es gewohnt sind? Weil wir es immer so machen? Weil "man" es eben so macht? In Zeiten von Effektivität, (wirtschaftlichem) Erfolg, Zeit- und Zielmanagement muss alles irgendeinen Sinn ergeben. Wir müssen auf das Warum eine Antwort haben. Gerade wirtschaftlich geprägte Kulturen sind besonders interessiert an einem eindeutigen "Weil" oder "Damit". Hier scheint es so etwas wie einen "kollektiven Sinn" zu geben: Wir sagen dir schon warum!

Warum müssen geliebte Menschen sterben? Warum muss mir wieder eine Panne passieren? Warum lässt Gott Kriege zu? Wenn wir hierauf keine belastbaren Antworten finden, wollen wir wenigstens glauben, dass etwas einen Sinn hat. Manche Menschen finden dann Antworten in der Religion, Philosophie oder der Metaphysik. Es geht ihnen dann mit dem Glauben besser. Sie geben den Dingen einen Sinn, wenn sie ihn nicht finden. Andere verlieren den Glauben, stellen sich die (Lebens-)Sinnfrage und scheitern an den (vielen) Warum-Fragen, die auf sie einstürzen.

Wäre das Gegenteil zu "Warum" ein "Warum nicht"? Beides würde jedoch wieder in der Sinnsuche münden. Vielleicht wäre der Gegenentwurf zum Warum der Unsinn. Ein freier, kindlich anmutender Unsinn, der eben nicht nach dem Warum fragt sonder einfach um seiner Selbstwillen stattfindet. Ohne Sinn und Zweck, aber mit einer großen Wirkung.