Stimulationsnebel, Informationssmog, Dauerbeschallung – die permanente Reizüberflutung ist Alltag. Viele Menschen erleben offenbar die ständige Anregung als aufregend, andere als beruhigend vertraut. Wie auch immer: Die Folgen dieses Dauerbeschusses sind neurologisch gesehen ähnlich wie bei einer traumatischen Erfahrung: Durch den unendlichen Fluss an Input sind unsere Rezeptoren im Dauerstress. Sie sorgen dafür, dass Sinneswahrnehmungen als Reize weitergeleitet werden. Sind diese Reize extrem hoch dosiert, wie es auch im Falle von traumatischen Erfahrungen geschieht, reagieren viele Menschen mit einer mangelhaften Emotions- und Impulskontrolle.
Bei Erwachsenen ist das tragisch genug, wie Überschusshandlungen und extreme Empfindlichkeiten belegen. Sind sie auf „Entzug“ wissen viele von ihnen kaum etwas mit sich anzufangen – die Ruhe wirkt beunruhigend. Aktionismus wird zur Ersatzdroge.
Schlimmer noch sind diese Reaktionen bei Kindern und Jugendlichen. Sie wachsen in einer Umwelt auf, in der diese Dauerstimulation weitgehend als „normal“ akzeptiert wird. Eine „normale“ Umwelt aber muss bei auffälligem Verhalten die Ursachen im Symptomträger suchen: Mit dem Kind stimmt doch etwas nicht!
Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite sind in vielen Fällen Ausdruck von Reizüberflutung, weniger von biochemischen Dysbalancen im Gehirn. Der Hirnforscher Gerald Hüther ist überzeugt: ADHS ist keine Störung.
https://youtu.be/A6vtFS_CwkA
Die leichte Ablenkbarkeit und die emotionale Instabilität kann ich auch bei vielen meiner Klienten beobachten. Das thematische Springen „vom Hölzchen zum Stöckchen“ gehört ebenso dazu wie die körperliche Unruhe. Beides sind Ansatzpunkte, um die Aufmerksamkeit ganz gezielt wieder zu fokussieren. Reduktion statt Stimulation lautet dann die Herausforderung.