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15. Januar 2021

Ich mache nichts. Gar nichts?
Nein, gar nichts.

Die letzten Monate "auf Distanz" haben für viele Menschen eine neue Form der Nähe hergestellt, gewollt oder ungewollt. Da mussten Familien enger zusammenrücken, weil plötzlich Homeoffice und Homeschooling gesetzt waren. Statt sich mit Freunden zu treffen wurde die Partnerin / der Partner zum Dreh- und Angelpunkt aller zwischenmenschlichen Aktivitäten. Diese intensiven Begegnungen können dazu beitragen, sich auf eine ganz andere, manchmal überraschende Art neu kennenzulernen. Mehr Zeit füreinander zu haben kann schön sein, ist aber kein Erfolgsgarant für erfüllende Beziehungen. Durch die neue Nähe kommen auch Eigentümlichkeiten an die Oberfläche, die sonst womöglich im Alltag untergegangen wären ("So kenne ich dich gar nicht"). Auch eine Kompensation durch Ablenkung ist eine geläufige Strategie ("Ich bin dann mal weg!"). 
                                                                          


Das Besondere an diesen zwischenmenschlichen >Transaktionen<, wie es in der Fachsprache heißt, ist die Uneindeutigkeit von Ursache und Wirkung. Sprichst du mich auf meine Stimmung an, weil ich auf dich genervt wirke, oder bin ich genervt, weil mich deine Fragen bedrängen? Diese Unklarheit kann Verhaltenskreisläufe zur Folge haben. In diesen Kreisläufen versucht jeder dem anderen klarzumachen, dass er "schuld" ist an der Störung. Das Spannende daran: Was auch immer Sie tun oder nicht tun, ALLES kann Auslöser (nicht Ursache!) für eine Reaktion sein. Ob Sie etwas sagen oder auch nicht, ob Sie etwas tun, oder auch nicht, ob Sie einfach nur da sitzen oder hektisch durch die Wohnung laufen. Sie können sich nicht nicht verhalten. Jedes Verhalten erzeugt Wirkung. 


"Ich sitze hier, weil es mir Spaß macht." Loriot


Was folgt daraus?
Wenn eindeutig ist, dass Sie sich nicht nicht verhalten können, dann bleibt Ihnen eine gute Alternative: Sie können sich ANDERS verhalten. Zum Beispiel, indem Sie aus den vertrauten Mustern aussteigen und das "Spiel" selbst zum Gesprächsgegenstand machen. "Was tun wir hier gerade?" Eine sehr hilfreiche, weil auch befreiende Möglichkeit bietet Ihnen der Humor: Sie können Unterstellungen überbetonen und ein Schauspiel daraus machen. Sie können Analogien wörtlich nehmen oder sich verschiedene Vorhaltungen gleichzeitig zueigen machen. Ihrer Kreativität sind wenig Grenzen gesetzt. Hauptsache, Sie wechseln das Programm, wenn es schon keinen "Off-Knopf" gibt.

Nutzen Sie die neue Nähe in der Distanz, um die wenigen Menschen um sich herum noch besser kennenzulernen. Menschen sind nicht so oder so, sie sind so UND so. Viele erlauben sich nicht, alle Anteile in sich auszuspielen. Sie wirken "beschränkt" weil sie ihr Verhaltensrepertoire selbst beschränken. (Die Gründe hierfür sind vielfältig und erfordern einen eigenen Newsletter...) Durch ein differenzierteres Kennenlernen beugen Sie mancher Ent-Täuschung vor. Gott sei Dank - diese Selbsttäuschung ist aufgeflogen.

Neulich saß ich in einem ICE und schaute aus dem Fenster. Ich ließ einfach die Welt an mir vorbeiziehen und genoß die sich abwechselnden Motive. Mir gegenüber saß ein Mitreisender, vertieft in seine Arbeit am Laptop. Seine gelegentlichen Blicke zu mir herüber schienen mich zu fragen: "Sind Sie ein Psychopath? Sie starren nur aus dem Fenster!" Gucken zeigt eben Wirkung.

Was der Titel nun mit unserem Thema zu tun hat?
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