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30. Januar 2019

Den Buckel runter geht's am Arsch vorbei

Die heilende Wirkung kraftvoller Worte.

„Wenn ich genauer darüber nachdenke steigt mit jedem Tag die Anzahl der Menschen, die mich am Arsch lecken können.“ Hart aber herzlich, dieser Kommentar einer Coaching-Klientin. 

Und was sie da macht ist gar nicht so schlecht, um mal zu erfassen: Wem gebe ich da überhaupt Macht über mein Leben? Nicht alle, die Einfluss auf uns haben, die uns berühren, meinen es wirklich gut mit uns. Da wirkt manchmal nur der deutliche Hinweis: Rutsch mir doch den Buckel runter. Und bevor du mir so endgültig am Arsch vorbei gehst kannst du dort noch einen kurzen Stopp einlegen.

Das passt natürlich so gar nicht in die gewaltfreie Kommunikation oder die konstruktive Konfliktlösung. Es hat aber was – was Menschliches. Solche kraftvollen Äußerungen lassen uns manchmal erst wieder richtig lebendig fühlen. Eeeeendlich ist das mal gesagt. Ist doch wahr. Wenn wir uns selbst an einem Tiefpunkt fühlen (also knapp unter der Gürtellinie) und irgendwie richtig am Arsch sind, dann kommt so eine Kanonensalve gerade richtig. Ihr schließt sich nämlich die Frage an: Hallo, was mache ich hier überhaupt (mit)?

Wenn Sie sich bewusst dafür entschieden, dass Menschen oder Äußerungen ihnen gerade mal so den Buckel runter rutschen können, dann befreien Sie sich aus Ihrer Abhängigkeit. Sie kommen wieder in die Selbstverantwortung, beziehen Position und werden sichtbar. Das ist nicht jedermanns Sache, denn Position zu beziehen bedeutet Angriffsfläche zu liefern. Andererseits: Wer keine klare Kante zeigt ist der Arsch für jeden. 

Regen Sie sich über andere Menschen auf oder reagieren Sie gekränkt, haben Sie die Macht über Ihre Gefühle verloren. Dann sind Sie nicht mehr Dame oder Herr im eigenen Haus. Sie lassen sich ködern, wenn andere die Angel auswerfen und Sie an den Haken bringen. Ist der Köder erst geschluckt kann die Zappelei ewig lange dauern. Monate, gar Jahre. 

„Soll doch der Köder dem Angler schmecken, ich bin kein Fisch!“ Wenn Sie erst mal zu dieser Feststellung gekommen sind, ist der Weg über den Rücken zum Allerwertesten nicht mehr weit. Es braucht nur noch ein stabiles Rückgrat, um einen ungehinderten Weg direkt in die Arschritze zu bahnen. Alles andere nimmt seinen Lauf.

Unser Körper liefert jede Menge Vorlagen für kraftvolle Sprachbilder: Man kann sich auf die Eier oder den Sack gehen, sich an den Kopf fassen oder gar aus der Haut fahren! Sie sind Ausdruck einer lange aufgestauten Energie, die jetzt endlich in Worte gefasst wird. Wie wichtig der Arsch für uns ist merken Sie spätestens, wenn er sich uns mal eine Zeit lang verschließt. Wir sollten ihm daher einen gebührenden Platz in unserem Wortschatz geben. 

Wie pflegte mein Opa zu sagen:
Aus einem traurigen Arsch kommt kein fröhlicher Furz.