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16. Juli 2016
Liebe ist bedingungslos
Wenn Klienten zu mir ins Coaching kommen, um an Ihrer Beziehung zu arbeiten, steht anfangs meist eine Person im Mittelpunkt: der abwesende Partner.
Die "Problem-Geschichte" spinnt sich wie ein Netz um dessen Verhalten und seine Charakterschwächen. "Ich habe es schon dreißig mal rauf und runtergebetet, aber er versteht es einfach nicht". "Sie kann es einfach nicht sein lassen, mir immer wieder Schuldgefühle einzureden." Solche und ähnliche Aussagen gehören ins Beschwerde-Repertoire vieler Coachees.
Hinter diesen Enttäuschungen und Kritiken steht die Erwartungshaltung, der Partner möge doch bitte anders sein als er ist. Die eigene Zufriedenheit wird an Bedingungen geknüpft. Paul Watzlawick, der große Kommunikationspsychologe, hat diese Wenn-Dann-Funktion in einem Buchtitel auf den Punkt gebracht: "Wenn du mich wirklich liebtest würdest du gern Knoblauch essen."
Diese Kausalketten bringen das Machtverhältnis kräftig durcheinander: Der Coachee macht seine Zufriedenheit abhängig vom Wohlwollen des Partners. Abhängigkeit bedeutet immer Machtverlust. Gleichzeitig stellt diese Abhängigkeit Forderungen an den Partner: Verhalte dich so, dass es mir gut geht. Damit über er massiven Druck aus.
Auf der anderen Seite erscheint der abwesende Partner überlegen, er "macht was er will, nur nicht das, was er soll." Und es wird deutlich, das er eine ganz arme Wurst ist. Er kann machen was er will, und trotzdem ist es nicht richtig. Denn die Qualität seines Verhaltens wird vom Coachee gemessen. Am Ende sind beide machtlose Verlierer.
Liebe fragt nicht: Was kannst du mir geben, damit es mir gut geht?
Liebe sagt: Ich schenke, weil schenken auch mich glücklich macht.
Es gibt sicher Beziehungen, da ist das mit dem Schenken nicht so ganz einfach. Denn nicht jeder ist bereit, Geschenke zu verteilen oder diese anzunehmen. Und es gibt auch Beziehungen, die sind nur bedingt funktionsfähig. Erstaunlicherweise kann man damit zusammen alt werden. Und ich glaube, dass es sogar Verbindungen gibt, die damit ganz glücklich sind. Da Liebe schwer zu definieren ist, kann jeder einzelne für sich entscheiden, ob er es für Liebe hält oder für etwas anderes.