Das ökonomische Prinzip gilt auch für unser Denkorgan: Mit möglichst wenig Aufwand das gewünschte Ziel erreichen. Unser Gehirn ist quasi der Sparfuchs unter den Organen – immer auf der Suche nach der Abkürzung. Fremdes und Neues wird daher blitzschnell zur Gewohnheit gemacht, damit es weniger Aufmerksamkeit frisst. Denn Aufmerksamkeit ist ein echter Energieräuber: Fokussiertes Denken verschlingt Sauerstoff und Glucose wie ein Raubtier bei der Fütterung.
Bei unseren Vorfahren war das kritisch – Energie wurde fürs Überleben gebraucht, nicht fürs Grübeln. Heute ist der Kühlschrank zwar voll, aber die Gewohnheitsbildung läuft immer noch auf Hochtouren. Leider unterscheidet das Gehirn nicht zwischen „clever“ und „blöd“. Hauptsache schnell belohnt! Deshalb landen wir eher auf der Couch als in den Laufschuhen. Motto: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“
Der Kick des Neuen
Doch unser Gehirn liebt auch Überraschungen. Wenn es ihm zu langweilig wird, sucht es nach Reizen: neue Länder, neue Hobbys, neue Aufgaben – alles sorgt für frischen Schwung. Das Belohnungszentrum jubelt, Dopamin schubst uns in die Aktivität, körpereigene Opioide machen gute Laune. Leider unterscheidet das Gehirn auch hier nicht zwischen nützlich und überflüssig. Werbung und Social Media haben diesen Mechanismus perfektioniert: Der gewohnte Griff zum Handy trifft auf eine endlose Flut an Posts. Ergebnis: Das Smartphone wird zum Zeit- und Energiefresser.
Der überfüllte Schreibtisch im Kopf
Viele Menschen glauben, das Handy sei eine kleine Pause für den Kopf. Deshalb greifen sie zur „Erholung“ zum Smartphone. In Wahrheit passiert das Gegenteil: Unser Arbeitsgedächtnis – der mentale Schreibtisch – wird mit Reizen überhäuft und kommt nicht zur Ruhe. Statt Regeneration gibt es Dauer-Umräumen. Das sorgt für Unruhe und verstärkt Stress.
Vielleicht beobachten Sie Ihr Gehirn in den nächsten Tagen einmal beim Denken. Ein Seminarteilnehmer nannte sein Gehirn „Albert“ – in Anlehnung an Einstein – und sprach es direkt an: „Albert, was machst du da oben schon wieder für einen Quatsch? Ich kenne deine Tricks, aber diesmal entscheide ich anders.“ So besänftigte er seinen „Monkey Mind“ und übernahm wieder die Kontrolle über seine Synapsen.
Weihnachten als Gehirn-Wellness
Gerade die Weihnachtszeit ist eine wunderbare Gelegenheit, Gewohnheiten gegen bewusste Rituale einzutauschen. Eine reizarme Umgebung ohne Laptop, Handy und Dauerbeschallung durch Kopfhörer hilft, dass unser Gehirn wieder zur Besinnung kommt. Beste Voraussetzungen für ein wirklich besinnliches Fest.